Über LEADER können wesentliche Funktionen in der regionalen Weiterentwicklung abgebildet und verbessert werden. Diese 5 Funktionen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
… Demokratie- und Bildungspolitische Funktion
… Arbeitsmarkt- und Sozialpolitische Funktion
… Wirtschaftspolitische Funktion
… Umwelt- und Klimapolitische Funktion
… Europapolitische Funktion
Demokratisierung: Problembetroffene Gruppen erarbeiten die Lösungen zur Verbesserung ihrer Umwelt und Lebenswelt selbst. Die Involvierung der Betroffenen über die LAG dient der Überwindung der Akzeptanzbarrieren von Neuerungen und der Nutzung ihrer Erfahrungen – eine wirkungsvolle Ergänzung der repräsentativen Demokratie durch Bürgerbeteiligung auf regionaler Ebene. Das ist ein Professionalisieren der Zivilgesellschaft.
Identitätsförderung: Das Themensetzen und Mitgestalten in einer LAG erfolgt auf freiwilliger Basis und erzeugt eine starke Verbundenheit der AkteurInnen untereinander. Voluntarismus und vertrauensvolle Beziehungen sind Grundprinzipien. Diese funktionale Identität ist nicht an verwaltungspolitischen Grenzen festzumachen.
Wissenstransfer: Zur Bewältigung der globalen Herausforderungen auf regionaler Ebene ist die Aktivierung aller Wissensressourcen erforderlich. LEADER versucht daher vor allem Personen einzubinden, die das regionale Wissen verkörpern: z.B. LandwirtInnen und HandwerkerInnen verfügen über wertvolles Erfahrungs- und Praxiswissen, das in anwendungsorientierten Innovationsprozessen von besonderer Bedeutung ist. Lebenslanges Lernen ist ein weiteres strategisches Thema.
Arbeitsplatzschaffung und -sicherung: LEADER schafft und sichert Arbeitsplätze: in LAG-Managements in Österreich arbeiten rund 200 Personen. Darüber hinaus gibt es ca. 1.500 MitarbeiterInnen, die über LEADER-Projekte beschäftigt sind. Europaweit sind es etwa 7.000 Planstellen in LAG-Büros. Evaluierungsstudien zufolge wurden im LEADER-Kontext EU weit bereits mehr als 1 Mio. Arbeitsplätze geschaffen. LEADER ist also ein europäisches Großunternehmen. Zudem wird für Chancen in Lehr- und Handwerksberufen sensibilisiert.
Soziale Angelegenheiten: LEADER fördert und vernetzt Aktivitäten, die z.B. eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zum Ziel haben. Die Stärkung des Gemeinwohls allgemein sowie die Schaffung bedarfsorientierter sozialer Angebote und Dienstleistungen und Aspekte der Daseinsvorsorge spielen ebenso eine wesentliche Rolle.
Vertretung unterrepräsentierter Gruppen: Eine LAG hat als überparteiliches Forum die Aufgabe auch aktiv Personengruppen einzubeziehen, die üblicherweise und unvermittelt nicht an regionalen Entscheidungsprozessen teilnehmen. Dies können (benachteiligte) Jugendliche, ältere (betreuungsbedürftige) Personen, MigrantInnen, neu Zugezogene u.a. sein.
Förderung der Kreislaufwirtschaft: Die Förderung regionaler Wirtschafskreisläufe ist eines der wichtigsten LEADER-Ziele. Die Wiederverwertbarkeit und Ökoeffektivität eingesetzter Rohstoffe ist Gegenstand einer praxisorientierten Kreislaufwirtschaft als Gegenmodell zur „Wegwerfgesellschaft“.
Regionale Produktionsweisen: Eine regionale Produktion im LEADER-Kontext ist durch ein (Wieder-)Herstellen des Kontakts zwischen Produzenten und Konsumenten als vertrauensvolle Beziehung gekennzeichnet. So wird ökonomisches Kapital durch soziales vermehrt. Die ökonomische Aufwertung über Produkte spiegelt eine vertrauenswerte regionale Identität wider.
Innovationsförderung: Die Förderung technologischer Innovationen als ökologische Modernisierung und sozialer Innovationen im Sinne von „Reformen von unten“ ist ein weiteres Hauptthema. LEADER gilt als Labor für Innovation mit den Zielen offener Beteiligung, einer Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft und der Förderung der Innovationskraft von KMU, landwirtschaftlichen Betrieben und Start-up-Unternehmen.
Ökologische Modernisierung: Gerade im Bereich der Landwirtschaft wird eine Modernisierung mithilfe digitaler Methoden zur Steigerung der Ressourceneffizienz angestrebt. Auch die Initiative „Smart Villages“ fällt in diesen Bereich, die das LEADER-Methoden-Set auf örtlicher Ebene anwendet – unter Berücksichtigung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) der UN.
Bewältigung der Klimakrise: Es werden grundsätzlich Maßnahmen des Klimaschutzes von Maßnahmen zur Anpassung unterschieden. Alle Strategien zum Umgang mit dem Klimawandel betrachten Gemeinden und Regionen als Umsetzungsebene. Regional und lokal zeigt sich tatsächliche Wirksamkeit. Daher wurden vom Klima- und Energiefonds Modellregionen für Klima-Energie sowie für Klimawandelanpassung begründet. LEADER unterstützt diese Regionen und generell Maßnahmen für eine proaktive Anpassung sozialer und natürlicher Systeme, um die negativen Folgen des Klimawandels zu vermindern und die Nebenfolgen als Chancen zu nutzen.
Krisen- und Transformationsmanagement: Eine LAG trainiert mit ihren Beteiligten den Umgang mit Unerwartetem und Unsicherheit. Das fördert die Selbstorganisation auf lokaler Ebene und eine rasche und ortsangepasste Lösungsfindung, um auf globale Problemstellungen reagieren zu können. Krisen zeigen Chancen für Weiterentwicklungen.
Netzwerkkompetenz der Regionen: LEADER ist Teil des Konzepts „Europa der Regionen“, das auf Subsidiarität abzielt, aber bei einer gleichzeitigen Grundhaltung, die EU-Integration und Solidarität bedeutet. LEADER/CLLD-Regionen kommunizieren in einem etablierten Netzwerk von rund 3.300 Aktionsgruppen in Europa (ENRD).
Europäisches Verständnis auf lokaler Ebene: Es geht um eine verbesserte Vermittlung der politisch-wirtschaftlichen Ziele der EU. Ein Verständnis für gesamteuropäische Themen soll auch eine kulturelle Identitätsentwicklung der EU auf lokaler Ebene fördern. Das bedeutet für jede Region die Förderung einer europäischen und regionalen Identität gleichermaßen. LEADER vermittelt eine bürgernahe EU.
Transnationale Zusammenarbeit: Ziel ist die Umstrukturierung des ländlichen Europa in ein Mosaik aus territorialen Entwicklungsinitiativen, zwischen denen sozioökonomische Beziehungen entstehen sollen. Dies entspricht dem Prinzip der wirtschaftlichen und kulturellen Öffnung – ökonomische Lebendigkeit ist also nicht nur eine Folge der lokalen Unternehmensgründungen, sondern auch der internationalen Kontakte der lokalen Bevölkerung, die ihre Fertigkeiten im kulturellen Austausch (z.B. Sprachkenntnisse) trainiert.
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